sy starship

nothing's gonna stop us now


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24.12: Weihnachten in der Karibik. Außergewöhnlich. Anders.

So wie man sich das vorstellt: In der untergehenden Sonne. Mit einem Cocktail unter Palmen. Karibische Musik und lauter fröhliche Menschen.

Weit gefehlt.

Schon den ganzen Vormittag regnet es. Aber zu Mittag beginnt es dann zu schütten wie zur Regenzeit am Amazonas. Dunkelgraue Wolken. Dicke Regentropfen. Und es hört nicht mehr auf.

Brücken brechen. Straßen werden überschwemmt. Der Flughafen wird gesperrt. Beide Lande- und Startbahnen sind nicht mehr zu gebrauchen.

Die Menschen werden vom Regen total überrascht. Einige, die gerade die letzten Einkäufe für den Weihnachtstag erledigen wollten, müssen in den Shops übernachten.

5 Tote ist die traurige Bilanz auf der Karibikinsel St. Lucia. Den letzten – vergleichbar starken –  Regen hat es 2010 gegeben – im Oktober während eines Hurrikans. Dieser Regen war außergewöhnlich.

Und wir?

Unser geplantes Weihnachtsessen – BBQ – fällt ins Wasser. Wir kochen Spaghetti und sitzen dann zu acht (mit Oma und Opa aus dem Burgenland) im Salon. Die Bescherung findet am Salontisch statt.

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Alle Luken sind zu, in dicken Bächen rinnt das Regenwasser am Deck entlang. Aber dann hören wir die ersten Tropfen im Boot – genau über dem Kartentisch. „Au weia“ – jetzt auch noch diese Bescherung. Gerade über dem Kartentisch ist es nicht dicht. 5 Monate hatten wir keinen Wassereintritt, nicht im stürmischen England, nicht bei den meterhohen Wellen am Atlantik, sondern jetzt.

In wenigen Minuten sieht der Salon wieder aus wie eine Werkstattt. Wir nehmen einen kleinen Teil der Innenverkleidung des Bootes ab, denn die Stelle des Wassereintrittes zu finden ist bei der generell hohen Luftfeuchtigkeit nicht so einfach. Alle Luken im Boot sind stark beschlagen. Im 10-Minuten-Takt wechseln wir die Geschirrtücher zum Aufsaugen der Regentropfen bis wir das Problem entdeckt haben. Eine Schraube an der Luke, die wir ohnehin so gut wie nie öffnen aus Sorge, dass die Elektrik darunter in Mitleidenschaften gezogen werden könnte, war nicht mehr fest genug zugezogen. Wohl ein Tribut an die Bewegungen des Bootes während der Atlantikquerung.

Weihnachten in der Karibik. Außergewöhnlich. Anders.


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25.12: „Baum-Trauma“

Jetzt mit etwas Abstand – im sicheren Hafen von St. Lucia – sieht unser Problem auf einmal ganz klein aus.

Auf diesem ersten Bild sieht man die Stelle, an der einmal die kleine Schraube saß, die den Bolzen hielt.

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Nachdem die Schraube aus der Verankerung gerissen wurde und dabei das Gewinde zur Gänze zerstörte, konnte der Bolzen „ungehindert“ den Weg ins Freie suchen. 2cm hatte der Bolzen ja bereits geschafft.

Da wir das Gewinde nicht mehr nutzen konnten, mussten wir einen anderen Weg suchen, um den Bolzen am „Ausbüxen“ zu hindern. So kamen die beiden Winkel ins Spiel, die wir an den Mast nieteten. Darüber die Metallplatte mit dem Metallauge. Damit die Metallplatte nicht vom Winkel abrutschen konnte, sicherten wir   die  Metallplatte mit einer Schraube, zwei Beilagscheiben und einigen Schrauben. Sehr „russisch“.

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Nur dann drückte der Bolzen zuerst stark nach unten und etwas später – nach weiteren 10 sm unter Segeln – wollte der Bolzen nach oben hin weg. Und da kam dann die Universal-Lösung zur Anwendung. Eine 90-110 mm Schelle (von denen kann man nicht genug haben).

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Und zur Absicherung Dynema.

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Aber es hat gehalten.


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STARSHIP X-ing: Pics

Die letzten Minuten in Las Palmas.

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Abschied von unseren Freunden.

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Der Start.

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Unsere Begleiter – die italienische Segelyacht NEFELI.

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Abendstimmung; irgendwo am Atlantik.

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Katharina muss zur ersten Saling – Reparaturen. Kein leichter Job.

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Der Beweis: Zuerst „nur“ 41,6 Knoten, dann 44,1 Knoten Wind. Das ist bei  uns schon Sturmstärke.

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Brotbacken. Alle zwei Tage. Katharina und Lukas beherrschen die Küche.

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Katharina hilft beim Auswerten der Gribfiles.

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DKT bei Flaute.

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Florian steuert 5 Stunden durch – ohne Pause – bei unangenehmer Witterung. Eine super Leistung. Der Kurscomputer/Autopilot dankt es uns und hält bis zum Ende durch.

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Und wieder Florian am Steuer. Er ist ein Naturtalent.

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Das Ende einer harten Nachtwache. Die Sonne geht auf.

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Ein Squall nähert sich uns. Der große Fleck in Rosa wird uns nur den Wind bescheren, der kleinere rosa Strich dahinter wird uns kräftig duschen.

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Ein Fisch an der Angel.

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Unsere Begleiter – Delphine.

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STARSHIP X-ing day 26: die Ankunft

Den ganzen Tag über suchen wir den Horizont ab nach Land in Sicht. Aber nichts. Die Wolken hängen tief oder ergießen sich gerade über uns. Unser letztes Mittagessen an Bord ist auch das erste „Konservenessen“. Spaghetti mit Thunfisch. Bis heute haben alle frischen Vorräte gehalten.

 

Erst am späten Nachmittag ruft Dietmar: „LAND IN SICHT!“. Die Umrisse von Saint Lucia.

Es ist schon stockfinster als wir – wieder im Regen – in die Rodney Bay einlaufen. Wir melden uns über Funk an und bekommen „Echo 11“ als Berth zugewiesen. Wir haben einen Plan von der Marina, finden die enge Einfahrt und biegen nach Steuerboard ab, um zu unserem Pontoon zu gelangen.

Auf einmal geht es los: Hupen, Klatschen, Jubelrufe, „STARSHIP, STARSHIP“.

Wir können es nicht glauben. Am Steg stehen so viele Freunde von uns, die auf unsere Ankunft gewartet haben. Dietmar schiebt die STARSHIP rücklisch und butterweich in die Berth hinein. Wir machen die Leinen fest und fallen uns und allen anderen in den Arm. Sven und Riki sind da, John und Joyce von der Starblazer, die Antares-Crew, die Crew der Edelweiss, die Koa-Mannschaft mit den kleinen Kindern und etliche andere Segler, die wir nur so vom Sehen kannten. Ein Empfangskommitee mit 25 Leuten.

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ARC-Leute schenken Rumpunsch aus, wir bekommen einen Obstkorb und öffnen dann selbst noch eine Flasche Champagner.

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Mir kommen die Tränen.

So sehr haben wir auf diesen Augenblick gewartet, so viel dafür getan, aber mit so einem Empfang hat keiner von uns gerechnet.

Wir sind da, in der Karibik, wir haben es geschafft.

 

 


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STARSHIP X-ing day 17 bis day 25

day 17

Seit Tagen freuen wir uns auf den 11.12.2013. Die Gribfiles versprechen Wind, die Tradewinds setzen ein. Mit 20 Knoten, vielleicht auch etwas mehr aus Nordost. Endlich.

Wir setzen den Parasailor und ab geht die Post. Meine Wache beginnt um 2:00 Uhr in der Früh. Ich schaffe 6,5 Knoten, 7 Knoten, 7,5 Knoten. Die Starship rast durch die Nacht. Bei 8 Knoten Speed over Ground wecke ich Dietmar. „Schnell, wir müssen den Parasailor bergen. Der Wind ist auf über 23 Knoten.“ Wir schalten das Decklicht an, mit dem großen Suchscheinwerfer unterstützt mich Dietmar aus dem Cockpit aus, wo er die Leinen bedient. Ich bin mit zwei Lifelines gesichert. Trotzdem auf dem kleinen Vordeck ist kaum Platz für mich. Beide haben wir Funkgeräte, wir würden sonst nichts verstehen. Auf Kommando fiert Dietmar die Achterleinen des Parasailors und ich versuche mit der Leine, die zum Snuffer führt, den Snuffer über den Parasailor zu ziehen. Es ist Schwerstarbeit. Zweimal rutscht mir die Reffleine durch die Finger. Obwohl ich Handschuhe anhabe, hängen die Hautfetzen von meinen Fingerkuppen. Es schmerzt. Beim dritten Anlauf habe ich den Snuffer so weit herunten, dass ich das Segel über die Reling auf den Bug heben könnte. Aber der Wind hat zugenommen und reißt mir den Parasailor mehrmals aus der Hand. Endlich kann ich zwei Leinen an den Klampen befestigen und den Snuffer sichern. Dietmar fiert das Parasailorfall. Ich versuche den Schlauch zur Gänze zu bergen und in die Tasche zu legen. Aussichtslos. Der Winddruck ist so hoch. Jedes Mal, wenn eine Böe kommt, reißt es den Schlauch in die Höhe und die 4 Leinen (2 Schoten und 2 Niederholet) drehen sich ineinander ein. Ich kann nur versuchen, Meter für Meter hereinzuholen und unter mir zu stapeln. Mein rechter Arm tut schon so weh. Mittlerweile knie ich, um mit den Knien den Parasailor zu sichern. Endlich die letzten Meter. Das Segel ist unten. Irgendwie stopfe ich den Parasailor in die Tasche. Ich will die Schoten von den Schothörner nehmen. Geht nicht. Klemmt. Alle Leinen haben sich um den Anker verwickelt. Auch das noch. Ich hänge meine Lifelines um und balanciere auf den Bug Korb hinaus zum Anker. Unter mir rauscht nur so das Wasser. Es dauert einige Minuten, bis ich die Vermankelung geklärt habe. Ich sichere die Leinen, sichere die Parasailortasche und klettere gebückt zum Cockpit zurück. Ich bin waschelnass. Mir rinnt der Schweiß nur so von der Stirn und ich bringe kein Wort heraus, so trocken ist meine Kehle.

Um 04:15 setzen wir die Genua.

day 18 bis 23

Die Nacht mit der schlagenden Genua ist unerträglich. So geht es nicht weiter. Wir müssen die Genua mit dem Spibaum ausbäumen. Das haben wir noch nie gemacht.

Überlegt haben wir es uns wohl. Als Topnant verwenden wir das Spifall 2. Statt eines Baumniederholers verwenden wir zwei und zwar jeweils ein Parasailorleinen-Paar. Damit können wir den Baum sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe total stabilisieren. Die Genuaschot hängen wir über eine extra Rolle ein. Damit können wir die Genua einreffen und ausreffen ohne uns Gedanken über den Baum machen zu müssen.

Es klappt und endlich können wir den Passatwind so richtig gut nutzen. Der Wind nimmt weiter zu. 25 Knoten. 30 Knoten. 35 Knoten. Die Böen detto. Oftmals scheint der 40er auf der Windanzeige auf. Wir reffen zeitig. Wir wollen nichts riskieren. Die Wellenhöhe steigt auch an. Wir haben eine Mischung auf Windwelle und Dünung. Beides zusammen ergibt Wellen um die 4 Meter, vielleicht auch gelegentlich höher.

Unser Geschwindigkeit liegt oft bei 7,5 bis 8 Knoten. Beim Hinuntersurfen auf den Wellen erreichen wir Spitzen über 10 Knoten, einmal sogar 15 Knoten.

Entspannt sind wir nicht. Ständig kontrollieren wir den Himmel auf der Suche nach Squalls. Drei Mal erwischt uns eine richtige Squall-Line. Der Himmel ist dunkelschwarz. Der Wind wird noch stärker und nach und nach ergießen sich mehrere Gewitterwolken über uns. 44,1 Knoten zeigt der Windmesser.

Wache halten ist anstrengend. Insbesondere in der Nacht. Und keiner kann durchschlafen. Denn Reffen, wenn der Ausgangswind schon bei 30 Knoten ist, ist keine single-handed Aktion.

So geht es bis 17.12 weiter. Viel Wind, viel Welle, anstrengende Nächte, kaum Schlaf. Und viele blaue Flecken. Denn das Boot rollt und schaukelt.

Katharina möchte einen „Kinderkaffee“. Ich gebe ihr die Tasse. Plötzlich eine hohe Welle und der heiße Kaffee ergießt sich über ihren Oberkörper und Bauch. Sie schreit wie am Spieß. Ich reiße ihr das T-Shirt herunter und schleppe sie förmlich ins Bad. Aus Panik will sie sich nicht bewegen. Ich dusche sie mit kaltem Wasser ab. Während dessen bringen Lukas und Traude kalte Tücher und legen weitere nasse Tücher in das Gefrierfach. Katharina heult und schreit: „ Es brennt so stark.“ Langsam können wir sie beruhigen. Immer wieder tauschen wir die eiskalten Tücher aus. Das bringt Linderung. Ein Cola gibt es zur Ablenkung. Eine Stunde später geht es ihr schon wieder besser. Die Wunde am Bauch ist nicht so groß. Die Stelle am Oberkörper schon. Wir kühlen weiterhin und cremen mit Fenistil ein. Es wird schon werden. Sie hat noch einmal Glück gehabt.

Auf dem Plotter sehen wir seit Tagen erstmals ein anderes Boot. Unser Kurs, in etwa unser Speed. „Sailingvessel on Position approx. 14°14 N 50° W. This is Starship. Can you read me?“ Zunächst keine Antwort. Erst ein paar Minuten später meldet sich die belgische SY IKIRO. Wir plaudern ein wenig und dann erzählt IKIRO, dass sie unser Boot kennen. Sie haben in Mindelo die SY Marianne kennen gelernt und die haben von uns erzählt. Schon wieder – so klein ist die Seglerwelt. Damit ist auch der Bann gebrochen und wir funken im 12-Stunden Rhythmus. So ein netter Kontakt – mitten auf dem Atlantik.

day 24

Es sind nur noch 400 Seemeilen. Eine Kleinigkeit nach so vielen Seemeilen. Aber der Wind lässt nach. Dabei waren gute 20-22 Knoten angesagt.

Wir motoren. Das müssen wir ohnehin, denn unsere Solarpanele bringen bei diesem durchwachsenen Wetter nicht genug Eintrag.

Am späten Nachmittag erwischt uns wieder eine Squall-Line und zwar eine, die wir auf dem Radar nicht sehen konnten. Wir reffen und segeln dann eine gute Stunde im strömenden Regen. Der Regen geht, der Wind bleibt. Die ganze Nacht hindurch begleiten uns 20 – 25 Knoten Wind. Wir sind richtig dankbar. Florian und Traude halten bis Mitternacht Wache. Dann übernehmen Dietmar und ich abwechselnd. Gerade im richtigen Moment, denn der Wind legt wieder auf 35 Knoten zu.

Die vorletzte Nacht auf See. Das Ziel ist so nahe.

day 25

Es sind nur noch 200 Seemeilen. Manchmal Wind, manchmal nur Geschaukel. Wann immer es geht, setzen wir Segel. ansonsten Motor. Aber ein Traumwetter. Die Karibik lässt grüßen. Und die Stimmung an Bord: Super gut. Wir sind dem Ziel so nahe. Aber dazu mischt sich auch ein wenig Wehmut: Bald haben wir diese Herausforderung bewältigt.


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STARSHIP X-ing day 10 bis day 16

day 10 bis day 11

Noch immer kein Wind. Wir motoren – sparsam – und machen max. 4 Knoten pro Stunde. Es geht direkt nach Mindelo.

day 12

Um 10:00 kommen wir in Mindelo an. Wir können nicht gleich zur Tankstelle, sondern ziehen im Hafenbecken unsere Kreise. Wir entdecken die SY Millport II, sie winken uns freudigst und rufen herüber: „Wie toll, dass es euch gut geht. Wir haben von eurem Problem schon gehört!“. Dann gleich zur Tankstelle. Wir tanken knappe 138 l Diesel. Für 80 Motorstunden ein sehr guter Wert. Tanken heißt aber auch, dass wir trotzdem an Land müssen. Immigration. Dauert zwei Stunden, am Rückweg besorgen wir noch Obst. Wir haben gar keine Lust, an Land zu bleiben, sondern wollen gleich wieder weiter. Bei der Rückkehr zum Boot empfängt uns Florian freudigst: „Ich habe hier einen Österreicher getroffen. Florian, Florian Zeh!“ Aber den kennen wir doch – zu mindestens seinen Blog. Er ist der Neffe eines Ehepaares, das sich während unserer Abwesenheit um Traudes Haus kümmert. So klein ist die Seglerwelt. 10 Minuten später sitzt auch schon der Onkel bei uns an Bord.

Aber um 17:00 legen wir ab. Seite an Seite mit SY Nefeli.

day 13

Endlich wirklicher Atlantik. Schaukeln und Rollen. Wir haben fast 5 Bft Wind aus Westen und kommen gut voran. Zwei Goldmakrelen runden den guten Tag ab. Aber die Nacht ist hart. Um mit SY Nefeli Schritt zu halten, müssen Dietmar und ich die ganze Nacht immer wieder Manöver machen. Das zerrt an unseren Kräften und Nerven.

day 14

Schweren Herzens entscheiden SY Nefeli und wir „to fall apart“. Unsere Yachten sind zu unterschiedlich, um die nächsten 2.000 sm Seite an Seite zu bestreiten. Wir können viel mehr vor dem Wind fahren, während sie am Wind deutlich besser sind. Zusammenbleiben heißt, auf die Vorzüge der eigenen Yacht zu verzichten und etliche Stunden zu verlieren. Bis in St. Lucia, Nefeli.

Wir setzen gleich den Parasailor und segeln erstmals eine ganze Nacht mit dem Parasailor durch. Ein großartiges Gefühl.

Und wieder zwei Goldmakrelen. Die zweite ist sogar gute 3,5 kg schwer.

day 15

„Motorvessel Harmonia Malta, this is Starship, can you read me?“

Mitten auf dem Atlantik taucht ein Frachter auf, 15 mal so groß wie wir. Und er steuert genau auf uns zu. Ich bitte ihn, auszuweichen, Platz ist ja genug, und so beginnt ein 15 Minuten langes nettes Gespräch mit dem jungen Inder, der am Steuer ist. Schließlich tauschen wir sogar email-Adressen aus und versprechen, Fotos zu senden. Der junge Inder kann sich gar nicht vorstellen, wie wir zu 6 in diesem kleinen Boot leben können.

day 16

Wir müssen schon wieder motoren. Traude hat Wache und weckt uns gegen 23 Uhr. Die Batterie lädt nicht. Dabei hatten wir erst vor 4 Tagen den Keilriemen enger gezogen. Wir fahren weiter unter Motor, allerdings mit immer geringeren Touren, denn für eine Zeit lädt die Lichtmaschine dann. Dann aber zeigt ein Alarm, dass die Starterbatterie bereits auf 80% gesunken ist. Sofort stellen wir den Motor ab. Dass die Servicebatterien nicht geladen werden, können wir mit Solarenergie ausgleichen. Aber die Starterbatterie können wir nicht alternativ laden.

Schon wieder ein Problem. Dietmar überprüft nochmals alle Kontakte vom Mastervolt. Er findet nichts, aber als wir den Motor einige Stunden später wieder starten, lädt die Lichtmaschine wieder. Könnten also doch die Kontakte gewesen sein.


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STARSHIP X-ing day 00 to day 09

day 00

Wir starten um 13 Uhr. Kurz darauf Regen und viel Wind. Es geht hurtig dahin. In der uns ja schon bekannten Acceleration-Zone weht der Wind mit 25 Knoten, dann kurze Windstille und schon geht es wieder los. Wir sind am späten Nachmittag auf der Höhe von Maspalomas. Ein kleines Bändsel reißt sich im Wind los. Ich gehe zum Vordeck, um es zu bergen. Auf dem Retourweg folgt mein Routineblick zum Baum. Mit Entsetzen entdecke ich, dass der Bolzen, der den Baum am Mast hält, ca. 2 cm herausschaut. Ein paar Zentimeter mehr und der Baum fällt samt Segel auf das Deck. Die kleine Schraube, die den Bolzen hält, ist herausgedreht, verbogen und hat sichtbare Spuren hinterlassen. Das Gewinde ist unbrauchbar zerstört.

„Einen Hammer, schnell! Die Gooseneck …“ schreie ich gegen den starken Wind. In Sekunden ist der Bolzen wieder im Schaft, wir drehen in den Wind und bergen das Großsegel so schnell wie nie zu vor. Sofort sichern wir den Baum mit Großfall und zweitem Spifall dagegen ab, dass er runter fällt, und setzen 4 Bullenstander, damit der Baum total stabilisiert ist. Dass der Bolzen nicht nun zur Gänze herausfällt, schrauben wir eine massive Schnelle rundherum.

Aus der Traum, über den Atlantik zu segeln. Beide – Dietmar und ich – fühlen uns hundsmiserabel. So muss sich ein Slalomläufer fühlen, der bei der Olympiade beim zweiten Tor einfädelt.

Umkehren nach Las Palmas wäre das Vernünftigste. Aber aus dem Bauch heraus entscheiden wir, dass wir es auch nur mit der Genua bis Mindelo – Kap Verden – schaffen, und dann den Baum dort reparieren lassen.

Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Wir sind fertig. Die Kinder und Traude sind fertig. Wir können nicht einmal etwas essen, so sehr belastet uns dieser Schaden.

Alle anderen Boote ziehen nur so an uns vorbei. Ohne Großsegel sind wir zwei bis drei Knoten langsamer. Auch das macht uns fertig.

Stündlich kontrollieren wir, ob der Bolzen noch da ist.

day 01

Die Nacht war hart: noch immer viel Wind, der Regen lässt nicht nach, wir sind waschelnass und müde. Wir haben fast nichts geschlafen und sind so müde, dass wir nicht einmal die Kraft haben, darüber nachzudenken, ob wir den Schaden selbst reparieren könnten. Die Kinder liegen im Salon, die Wellen sind zum Glück nicht so hoch. Keiner – nicht einmal Traude – hat Seekrankheit. Wenigstens etwas.

day 02

Endlich – wir haben uns ein wenig an den Rhythmus gewöhnt. Die Sonne scheint, wir setzen den Parasailor, und Lukas fängt zwei Goldmakrelen. Endich sieht die Welt besser aus. Und nach dem ersten richtigen Essen an Bord haben wir auch die Kraft, zu überlegen, wie wir mit dem Problem umgehen können. Eines ist klar: Ohne Großsegel wollen wir keinesfalls den Weg über den Atlantik antreten. Während Traude die Wache übernimmt, stehen Dietmar und ich mit der Lifeline eingepickt am Mast, halten uns mit beiden Händen fest und überlegen. Die Atlantikwelle schaukelt das Boot doch sehr.

Die fix-fertige Lösung haben wir nicht an Bord. Wir müssen improvisieren.

Der Bolzen verbindet Gooseneck und Gegenstück am Mast und ist über eine Schraube im Gegenstück gesichert. Da wir die Schraube aufgrund des beschädigten Gewindes nicht mehr setzen können, brauchen wir eine Lösung, die dem Gooseneck die Beweglichkeit sichert, aber den Bolzen nicht in einer der beiden Richtungen auswandern lässt. In der Werkzeugkiste finden wir zwei massive Winkel (2,5 cm * 2,5 cm) mit jeweils einem Loch an jedem Ende. Die beiden setzen wir wie betende Hände zusammen und biegen sie auf unseren Schraubstock, sodass sie plan auf dem Mast sitzen können. Die „betenden Hände“ schieben wir durch einen Ring (sieht aus wie ein starres Decksauge), der auf einer Metallplatte (ca. 4cm * 4 cm) aufgebracht ist, und sichern diese mit einer langen Schraube und vielen Muttern gegen Herausfallen. Die Metallplatte hatten wir vor Jahren für Florians Hochbett gekauft.

Mit dem Akkubohrer bohren wir – mitten im Atlantik – den Mast an und nieten die neue Konstruktion so unter den Bolzen, dass dieser nicht mehr herausfallen kann, aber auch das Gooseneck nicht an der Bewegung gehindert ist.

Beim Nieten glauben wir schon, dass wir es nicht schaffen, weil die erste Niete zu lang ist, im Mast stecken bleibt, und wir weder die Niete herausbekommen noch das Endstück aus unserer guten Nietenzange. Mit der Säge schneiden wir die Niete am Mast ab, mit Gewalt entfernen wir den Stift aus der Nietenzange. Noch ein Versuch. Wir haben auch andere Nieten, genau so groß, aber mit einem beweglichen Kopf. Ein Erbstück von Georg und der Sidonia.

Und damit schaffen wir es. Am frühen Nachmittag haben wir eine Konstruktion, mit der wir glauben, bis Mindelo segeln zu können. Dietmar sichert noch den Baum mit Dynema an den Mast – für alle Fälle.

Wir sind überglücklich.

Wir setzen sofort das Großsegel – im dritten Reff – und segeln los.

day 03

Halbstündlich kontrollieren wir unseren Bolzen. Alles passt. Aber dann – der Bolzen drückt stark nach unten gegen unser Konstruktion. Mit einer Schelle versuchen wir unsere Konstruktion noch zu verstärken. Wieder ein paar Meilen unter Segeln. Jetzt will der Bolzen nach oben hin auswandern.

Unser Mut sinkt wieder.

Wir bringen die nächste Schelle an, und zwar eine, die den Bolzen sowohl unten als auch oben etwa zur Hälfte abdeckt. Mehr geht nicht, denn sonst würde das Gooseneck daran reiben. Außerdem sprayen wir jede Menge Schmiermittel hinein – und das ist die Lösung schlechthin. Auf einmal rutscht das Gooseneck viel besser am Bolzen und der Bolzen hat keine Auswanderungstentenzen mehr.

day 04

Mittlerweile sind wir allein.
Alle Boote sind schon viele Meilen weiter. Wir stehen in der Flaute. Wenig bis kein Wind. Bei diesem Tempo brauchen wir noch zwei Monate, um irgendwo hin zu kommen.
Aber wir haben uns an das Leben auf See wieder gewöhnt. Geregeltes Leben.Und zum geregelten Leben gehört, dass wir jede Stunde – egal ob Tag oder Nacht – den Bolzen kontrollieren.

day 05

Noch immer Flaute. Über das AIS sehen wir in 6 Meilen Entfernung ein Boot, das wir aus dem Hafen kennen. S/Y Nefeli – ein Ehepaar aus Italien. Wir funken sie an, es entwickelt sich ein kurzes Gespräch, und wir beschließen, einige Meilen zusammen zu segeln. Und zwar immer auf der Suche nach Wind.

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Ein Hoch nach dem anderen. Unser Weg nach Mindelo ist mühsam. Gemeinsam mit Nefeli segeln wir kreuz und quer – Seite an Seite – nie mehr als 3 Meilen entfernt. Jeden Tag funken wir mehrmals miteinander, besprechen die Gribfiles (Windvorhersagedaten) und die nächsten Windsuchstrategien.

Immer wieder finden wir gute, aber viel zu kurze Windfelder. Für uns aber ein super Test, um festzustellen, ob unser Baum hält. Ungerefft gegenan bis 20 kn WInd – der Bolzen sitzt. Raumer Wind – der Bolzen gibt dem Gooseneck ausreichend Platz zum Drehen.

Wir gewinnen immer mehr Vertrauen zu unserer Konstruktion.

Während wir ursprünglich noch dachten, in Mindelo aufgegen zu müssen, glauben wir nun, dass wir so auch über den Atlantik kommen – wenn es endlich Wind gibt.

Auf der anderen Seite sind wir aber auch schon recht erschöpft. Es gibt keine geregelten Wachen, weil wir in der Nacht zu oft reffen und ausreffen müssen. Oftmals regnet es, dass wir pitschnass an Deck frieren. 24 Stunden durchgehend Wache ist leider keine Seltenheit.

Das Großfall verhängt sich in der Saling. Um 6 Uhr früh bei WInd und Welle und in total Dunkelheit muss ich im Bootsmannstuhl zur oberen Saling – 17 m über dem Wasser. Das ist schon kein Spaß im Hafen, aber noch weniger am Atlantik.

Die Kinder und Traude sind tapfer. Die Kinder spielen sehr viel unter Deck, Traude hilft, wo sie kann. Bordschule – nein – bis dato undenkbar.Die wenigen Stunden untertags, die nur einer von uns beiden an Deck ist, braucht der jeweils andere um zu schlafen.

Aber wir schaffen das.

Nothing’s gonna stop us now.