sy starship

nothing's gonna stop us now


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28.07: 6 Bft Wind gegenan – die Frisur hält nicht und die Sprayhood auch nicht …

Schon um 6:00 legen wir von Yarmouth ab, um 4 Stunden Strömung nach Westen (wg Highwater) nutzen und ein gutes Stück Weg zurücklegen zu können.

Aber schon nach einer Meile reißt uns der Wind, der durch die Düsenwirkung zwischen der Isle of Wight und dem Küstenstreifen von Keyhaven noch verstärkt wird, die bereits etwas angegriffene Sprayhood auf. Zunächst nur eines der 5 Fenster, dann ein weiteres, schließlich reißt auch das seitliche Verbindungsstück und wir haben „ein riesen Loch in der Scheibe“. Ungefähr so, als ob bei einem Auto die Frontscheibe zur Gänze ausbricht und das bei 50 kmh im Regen.

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Ohne Sprayhood haben wir weder gegen den Wind noch gegen die Gischt einen Schutz. Bei 25 Knoten Gegenwind und kurzen Wellen mit viel Gischt wird es im Cockpit damit sehr ungemütlich. Traude und Lukas werden zwei Mal richtig gebadet. In der Karibik sicher eine willkommene Abwechslung, im Solent bei 15 Grad macht das weniger Spaß. Alle Versuche, die Sprayhood notdürftig zu flicken, schlagen fehl.

Als dann noch über Funk „force eight coming soon“ angesagt wird, müssen wir den Plan ändern. Denn 8 Beaufort Wind ohne Sprayhood würde die Kinder und Traude zu sehr strapazieren.

Also zunächst die Entscheidung, zurück nach Yarmouth. Aber nach einer kurzen Diskussion ändern wir nochmals den Kurs und steuern Poole im Nordwesten der Bucht, etwa 12 sm entfernt an. Der Wind bleibt zunächst unverändert stark, aber die Wellen sind weniger hoch, womit das Aufkreuzen im ungeschützten Cockpit erträglicher ist. Und wir müssen nicht nochmals durch das Nadelöhr (Needles Chan) durch.

Gegen 12:30 legen wir in Poole an – nass, müde, aber auch wieder froh, diese Prüfung bestanden zu haben.

Bis alles verstaut und wieder in Ordnung gebracht ist, dauert es eine ganze Stunde.

Dann können wir uns endlich an die Reparatur der Sprayhood machen, womit die Nähmaschine erstmals zum Einsatz kommt. Wider Erwarten funktioniert das Nähen des dicken Stoffes sehr gut. Auch die Nähte zwischen Stoff und Plastikscheiben lassen sich wiederherstellen. Besonders strapazierte Verbindungsstücke doppeln und verstärken wir mit extra Stoff. 3 ½ Stunden arbeiten wir –zeitweise zu Dritt – um die sperrige Sprayhood (immerhin zT 2 m lang und gute 3 Meter breit) zusammenzuflicken.

Uschi beim Nähen

Sprayhood wird geklebt

Im Regen bauen wir die Sprayhood wieder zusammen und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das sollte jetzt für eine Weile halten. Und damit können wir uns schon wieder daran machen, die nächsten Etappen zu planen.


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27.07: Gale im Solent

Eigentlich wollten wir die Strecke bis Weymouth durchsegeln. Der Plan war:  Ablegen in Cowes um 1500. Ankern in Weymouth zeitig in der Früh am nächsten Tag. Wetterforcast: max. 6 Windstärken, Regenschauer und moderater Seegang. Also ok.

Aber auf der Höhe von Yarmouth erreicht uns gegen 1730 über FUNK Kanal 16 eine „SECURITE – ALL SHIPS“ Meldung mit einer Gale-Warning. Wir haben 17 kn Wind – nicht bedenklich – aber eine Sturmwarnung…. Das ändert unseren Plan. 

Also gleich Funk in den nächsten Hafen – nämlich YARMOUTH, ob sie Platz für unser Schlachtschiff haben. Nicht wirklich, aber sie werden uns an einen Piloten hängen.

Mit bereits gerefften Segeln brauchen wir gute 45 Minuten in den Hafen, weil die Strömung mit über 3 Knoten gegenan steht.  

In der Hafeneinfahrt wartet ein Lotsenboot und dirigiert uns über Funk zu einem Piloten, an dem schon zwei weitere Schiffe in unserer Größe stehen. (Gut – ganz nebenbei erwähnt -, dass wir uns das ICOM-M23 Handfunkgerät gekauft haben. Das hat sich schon bezahlt gemacht).

Wir sind das dritte Schiff im Pakerl. Kaum haben wir „bowline“ und „sternline“ festgemacht, kommt schon das nächste Boot in den Hafen und legt sich nochmals längsseits an uns. Wir liegen somit eingezwängt zwischen zwei anderen Segelbooten, aber durchaus angenehm.

Jetzt um 21 Uhr Lagebesprechung und Wetterdownload um zu planen, wie es weitergehen kann.

 

 

 

 


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24.07: Upps, sind wir in Dubai?

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Der Wind dreht, der Wind schläft ein, Wind gegenan und eine Strömung, die unsere Fahrt durch das Wasser von 6 kn auf 4 kn „Speed over Ground“ drückt.

Also wieder eine Nachtansteuerung, nachdem wir 12 Stunden für die Etappe Brighton – Portsmouth (45 sm) brauchen. Allerdings ist Portsmouth nicht ein kleiner Marinehafen, sondern wie schon unsere Bibel „Reeds Nautical Almanach“ beschreibt:

… a busy commercial dock and a major Naval Base and Dockyard Port; all vessels come under the authority of the Queen´s Harbour Master (QHM). Often full; beware Isle of Wight car ferries berthing near the entrance.

Von weitem schon können wir den mächtigen „Spinnaker Tower“ ausnehmen. Wieder einmal verkehren jede Menge Tanker, Frachter und Fährschiffe in der Rinne.

Portsmouth_01

Hier zwischen all den unterschiedlichen Lichtern (auch beeinflusst durch die Lichterkulisse der Stadt selbst) die richtigen Lateraltonnen für unsere Einfahrt zu finden, ist schon schwierig. Auch die unzähligen Untiefen mit „submerged barriers“, die erst vor wenigen Wochen einer anderen Familiencrew zum Verhängnis wurden, erfordern ständige Aufmerksamkeit. Dazu kommt noch, dass auch noch um diese Zeit im Hafen selbst die Fähren verkehren und das nahende Hochwasser uns mit zusätzlichen 3 kn in den Hafen zieht. Es fühlt sich an, als wäre unsere Starship ferngesteuert. Vor uns kreuzt gerade noch die Hafenfähre, zwei kleine Boote ankern seitlich.

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Über Funk VHF 80 wollen wir unsere Ankunft ankündigen, aber 6 Versuche scheitern. Unser Funkruf wird nicht beantwortet. Erst kurz vor der Einfahrt bestätigt die Marina, dass wir Berth K(ilo) 3 nehmen sollen.

Dann erspähen wir die vergleichsweise winzige, schlecht beleuchtete Einfahrt in den Hafen. Hier lässt die Strömung nach und mit verminderter Geschwindigkeit ziehen wir wirklich ruhig zu unserem Steg K und Berth 3 (gelber Pfeil).

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Lukas und Uschi an Vorleine und Vorspring, Traude wieder als „Running Fender“, Katharina und Florian an der Achterleine und Achterspring, Dietmar am Steuer. Unsere Anlegemanöver sind schon richtig gut.

Um 23:10 heißt es „Motor aus“, was Katharina schon ganz alleine schafft.
Die Kinder sind super stolz, dass das Anlegen mit ihrer Hilfe so gut geklappt hat. Beim späten Manöverschluck nach Mitternacht mit Orangensaft und Rotwein lassen wir den anstrengenden Tag ausklingen.


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22.07: Herbergssuche auf See

Es ist 16:00 MESZ – 14:00 UTC.

Jetzt – nach der Querung des Kanals – würden wir gerne in Dover über Nacht bleiben. Über Funk erbitten wir „a berth to stay overnight – 46 feet, draught 2,1 m”. Sorry madam, we have just 1,9 m.

Das heißt, nach einem anderen Hafen suchen.

Brighton wäre gut, aber bis 4:00 früh zu segeln wollen wir nicht.

New Heaven ( etwa 10 sm vor Brighton) hätte 5 m Tiefe, aber „Sorry madam, fully occupied!“

Also, Eastbourne (immerhin auch noch 50 sm von Dover entfernt). Über Funk erreichen wir den Schleusenwärter. Ja, sie finden noch einen Platz am Besucherpontoon, auch um Mitternacht. Wir sollen uns nochmals über Funk melden, wenn wir 2 Seemeilen entfernt sind.

Wir richten uns auf eine Nachtfahrt ein. Schwerwettergewand gegen die Kälte. Spaghetti Carbonara gegen den Hunger. Nach Sonnenuntergang bergen wir die Segel. Wir setzen bereits die Fender und legen die Vorleinen bereit.
Vollmond macht die Fahrt einfacher.

Der Kälte wegen geben die Kinder w.o. und legen sich kurz vor Mitternacht in den Kabinen nieder.

Die Leuchtfeuer haben wir uns schon vorab notiert. Gegen Mitternacht erkennen wir das erste für uns wichtige Leuchtfeuer „Royal Sovereign“. Dann finden wir die Einfahrtslichter und kündigen nochmals über Funk unser Kommen an.

Die Hafenkarte im Bloc Marine 2013 ist deutlich, trotzdem sind wir aufgeregt, wie wir die Einfahrt in den uns unbekannten Hafen – noch dazu mit einer Schleuse – schaffen werden.

Karte EASTBOURNE

Ganz genau halten wir uns an die Positionslichter, passieren die grünen Blitze an Steuerbord, die ein altes Wrack absichern. Dann genau im gelben Schein auf die Einfahrt zu. Drei rote Blitze auf Backbord und drei grüne auf Steuerbord, dann die Schleuse. Ganz sanft steuert Dietmar die Starship in die Schleuse. Traude als „Running Fender“ sichert uns gegen die Schleusenwand ab. Wir machen längsseits fest, die Schleusentore zum Meere schließen, der Wasserspiegel in der Schleuse sinkt um 1,0 Meter, die Schleusentore zum Hafen öffnen sich und wir legen am Besucherpontoon fest. Es ist 01:00 am, ganz still und leise im Hafen.

Auf die Frage des Schleusenwärters, woher wir kommen, antworten wir „AUSTRIA“ und ernten ein ungläubiges Kopfschütteln. „Not often seen here“

Wir sind echt stolz, so eine Etappe hinter uns zu haben.

Ein super Gefühl!


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21.07: Hearst mi? jo! Siachst mi? na!

Crossing the English Channel under foggy conditions.

WOW, WOW, WOW, war das spannend.

Ablegen um 7:30 in DUNKERQUE unter besten Bedingungen. Gute Sicht, 17 kn Wind aus NO. Die Fahrrinne ist mit Lateraltonnen in rot und grün gut markiert. Außerhalb dieser Zone sind Sandbänke und Wracks.

Sobald wir uns Calais nähern, wird die Sicht schlechter. Über FUNK Kanal 16 hören wir immer wieder die Warnungen von Dover Coastguard über die „reduced visibility – less than 2 nm“. Wir fahren in der Rinne des Schwerverkehrs mit Fähren und Frachtschiffen, aber immerhin parallel und nicht quer. Katharina, Lukas und Florian sind schwer beeindruckt, wie mächtig und bedrohlich groß diese Schiffe sind, von denen uns 2 nur wenige 100 m entfernt überholen.

Südlich von Calais setzen wir zur Querung des Kanals an. So schnell es geht müssen wir über die nördliche und dann die südliche Rinne fahren. Die Querung der ersten Rinne funktioniert ganz gut, aber bei der zweiten Rinne ist die Sicht noch schlechter geworden. Auf dem Plotter sehen wir 4 Frachter, die um ein vielfaches größer, schwerer und deutlich schneller sind als wir. Es gilt abzuschätzen, ob wir es mit unserem Kurs und unserer Geschwindigkeit schaffen, vor ihnen den Weg zu kreuzen oder wir vielmehr anluven und nach ihnen queren. Der Nebel nimmt uns jede Sicht. Das Heck der ersten beiden sehen wir nur mehr schemenhaft, als wir hinter ihnen kreuzen, bei den beiden anderen entscheiden wir uns zum Queren vor ihnen. Das wird knapp, wir fallen ab, um Geschwindigkeit und etwas Abstand zu gewinnen. Im Nebel hören wir die Nebelhörner laut tutten, sehen aber nichts. Auf dem Plotter stoßen wir schon fast zusammen, das Tutten kommt näher, aber wir hören es immer mehr von achtern. Geschafft. Aber was ist das? Auf dem Plotter kommt seitlich eine Fähre, die nach Dover fährt. Wir luven wieder an, um aus der ihrer Fährrinne zu kommen. Wie von Geisterhand taucht hinter uns dass die MY FERRY auf. Bedrohlich groß. Aber wir kreuzen hoch am Wind und nehmen uns aus der „Schusslinie“.

Wir checken nochmals GPS-Koordinaten, aber wirklich: wir sind drüben. In weniger als zwei Stunden haben wir den Kanal passiert. Wie auf Kommando verschwindet der Nebel und vor uns erstrahlt die englische Kreideküste. Sonnenschein, Traumwetter, kein bisschen Nebel mehr.

Wir sind unglaublich stolz, diesen Nervenkitzel so gut bestanden zu haben.


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20.07: Bobby Schenk zum Start

Bobby Schenk schreibt auf seiner Homepage sinngemäß: „Wenn man alles optimieren will, wird man nie ablegen.“ Das haben wir uns zu Herzen genommen und somit am 19.07 entschieden, dass wir jedenfalls am 20.07 ablegen werden. Auch wenn noch nicht alles so geordnet, ausgerüstet, hergerichtet ist wie geplant.

Wir warteten nur ab, bis die dunkelgrauen Wolken verschwunden waren und langsam die Sonne herauskam, und legten gegen 13:30 in Nieuwpoort ab. 5 Bft und unangenehme, hohe und kurze Wellen mangels Wassertiefe ließen die ersten 90 Minuten zu einer Schaukelpartie werden. Dann mit etwas mehr Wassertiefe (nämlich 15-17 m) wurde es „smoother“.

Mit Großsegel im dritten Reff und 1/3 Genua schafften wir mit raumen Wind 6 kn und zogen im Zickzack-Kurs (um all den Wracks, Untiefen, Sandbänken, Lateraltonnen und Einzelgefahrenzeichen auszuweichen) nach Dunkerque, wo wir nach Anmeldung über Funk einen Platz in der Marina Grand Large erhielten. Angesichts der deutlich kürzeren Yachten in diesem Hafen wirkte unsere Starship wie ein Schlachtschiff.

Aber glücklich und zufrieden sind wir jetzt, dass wir zusammen diese erste Etappe geschafft haben und jeder seinen Beitrag leisten konnte – Florian immer wieder am Steuer unter Motor, Lukas und Katharina beim Ab – und Anlegen an den Vorleinen, beim Anbringen der Fender und natürlich beim Setzen der Gastlandflaggen.

Und außerdem haben uns die „Stellamans“ mit auf den Weg gegeben: „Wenn ihr den Weg von Nieuwpoort nach Dunkerque zwischen all den Sandbänken durch schafft, dann habt ihr die größten Herausforderungen schon bewältigt.“ 

🙂