Aus unserem Besuch von Nevis wird eine Stepvisite.
Die Gribfiles für die nächsten Tage legen eine Abreise für Donnerstag nahe. Freitag, Samstag und Sonntag verheißen 23-25 Kn gegenan und relativ kurze Wellen bis 2,5m. Das muss nicht sein.
Wir erledigen am Nachmittag das Ausklarieren und geben nun endgültig die letzten EC-Dollar aus. Eine Riesenladung Früchte, mehrere Fruchtsäfte und Brot. Das sollte also wieder für einige Tage reichen.
Wir starten um 7 Uhr. Aurora ebenso. Capricorn folgt kurz danach.
Es ist – wieder einmal – ein großartiger Segeltag.
Sonne, 15-17 Kn Wind und wenig Welle von der Seite ergeben 7 bis 8 kn Speed over Ground. Dietmar und ich tun aber auch jede Menge dafür. Ständig trimmen wir ein wenig mehr. Und es zahlt sich aus: Für die 53 Seemeilen bis St. Barth brauchen wir 7 ½ Stunden. Wow, wow, wow, wir fühlen uns fast schon wie Racer.
Aber unsere Welt wird gleich wieder zu Recht gerückt.
Vor St. Barth trainieren die wirklichen Superyachten für die am Freitag startende „St. Barths Bucket Regatta 2014“. Am liebsten würden wir einfach nur zusehen, wie diese Yachten majestätisch und doppelt so schnell an uns vorbeiziehen. Aber das geht natürlich nicht. Denn wir segeln ja mitten durchs Feld und müssen vielmehr aufpassen, keinem in die Quere zu kommen.
Aus Sorge im überfüllten Gustavia keinen Ankerplatz zu bekommen, segeln wir eine Bucht weiter und erwischen eine gerade frei werdende Mooring in der Bay de Colombier. Wunderschöne Bucht, einziger Nachteil: mit dem Dinghi ist die Strecke bis Gustavia nicht zu schaffen.
Also starten Aurora und wir am nächsten morgen die Landexpedition bis Gustavia. Ein schmaler Pfad führt uns entlang der Nordküste, vorbei an einigen Bucht bis zum kleinen Ort Anse de Flamandes.
Von dort bringt uns ein Taxi nach Gustavia. Kopf einziehen heißt es kurz darauf, denn über uns schlängelt sich gerade ein kleiner Privatjet herein. Die Anflugschneise und die einzige Straße der Insel sind ein Verkehrsknotenpunkt.
Gustavia ist eine schwedisch-französische Mischung. Ursprünglich eine französische Kolonie tauschten die Franzosen die Insel gegen den Seezugang zu Götheborg ein. Die Schweden gaben der Insel ihre Unabhängigkeit. Was von beiden geblieben ist: die französische Sprache und die typisch schwedischen Häuschen.
In den letzten Jahren hat sich St. Barth zur Insel der „Rich and Famous“ entwickelt. Der kleine Ort Gustavia bietet unzählige Boutiquen und Lokalen am Kai.
Am frühen Nachmittag erklimmen wir den kleinen Hügel mit den Überresten von Fort Karl – ein traumhafter Blick über St. Barth und die südliche Bucht.
Gerade rechtzeitig auch noch als die erste Etappe der Bucket Regatta ins Finish geht. Erste Reihe fußfrei:
Die 27 m lange Yawl „BEQUIA“ (Kategorie: Les Mademoiselles des Mers“) liegt in Führung.
Dahinter ist das Feld dichter gereiht. Dass zwei Kreuzer mitten im Zielfeld ankern, macht die Sache nicht gerade leichter.
Beim Weg zurück in den Ort erreichen die ersten Jachten gerade wieder die Marina. Die Crew der siegreichen Bequia genießt ganz entspannt den Mittagslunch, während sich die Crew der 67 m langen Ketch „HETAIROS“ (Kategorie: „ Les Gazelles des Mers“), die vorzeitig aus dem Rennen ausgestiegen ist, sich um die Reparatur der Genua kümmert.
Kurz danach laufen auch „PARSIFALL III“, „SIELNCIO“ und „SEAHAKW“ ein. Ihnen zuzusehen, wie sie mit ihren um die 55 m langen Superyachten „römisch-katholisch anlegen, ist ein besonderes Erlebnis.
Am späten Nachmittag treten wir wieder den Weg zurück an. Dass wir mit dem Ankerplatz in Colombier einen eher mühsamen Weg nach Gustavia haben, sehen wir mittlerweile als Vorteil an, weil wir auf diese Weise einiges von der Insel sehen.
Und überhaupt sind wir einmal mehr dankbar, dass der Wind unsere Route bestimmt und unsere Planung über den Haufen geworfen hat. Denn monatelang hieß es: „ We will skip St. Barth und Gustavia!“ und nun haben wir einen so aufregenden Tag auf der Insel verbracht.
Aber es kommt noch besser.
Am nächsten Tag – auf dem Weg nach St. Martin – verschätze ich mich in der Kalkulation, wann das Feld an uns vorbeiziehen sollte, und wir starten viel zu früh. Und müssen damit zwei Mal die Regatta queren. Adrenalin pur. Die wunderschöne PUMULA segelt ganz nahe an uns vorbei.
Im Vergleich zu diesen Superyachten segeln wir ja im Schnecken- oder Schildkröten-Tempo.
04/04/2014 um 15:21
Hallo Starshipper,
haben euren letzten Blog erst gestern erhalten (3.4.) und wir hoffen, es geht euch allen gut und ihr genießt jeden Tag und erlebt immer was Neues. Zu sehen gibt es ja immer etwas. Bald kommen ja eure Freunde an Bord und wir wünschen euch weiterhin eine schöne Zeit.
Viele liebe Grüsse und Bussi an unsere drei Enkelkinder.
Traude und Willi