Bei Einbruch der Dunkelheit ist der Wind auch weg. Segel runter, Motor an, Generalkurs Menorca. Wir sind ja in den letzten 5 Stunden wegen des Windes sehr weit nördlich gelandet, weitab vom Kurs, das müssen wir jetzt aufholen.
Aber 15 Minuten nach Motor an, spüren wir Gummigeruch im Salon und die Warnleuchte des Motors, dass die Lichtmaschine nicht lädt, geht an, Motor aus. Fehlersuche.
Wir funken mit der Enterprise, dass wir einstweilen nicht weiterkönnen, sondern erst den Fehler suchen müssen.
Aber keine Chance.
Der Mastervolt (unser Laderegler) zeigt keine grünen Lichter mehr, die Ladeanzeige ist Minus, die offensichtlichen Bruchstellen wie Sicherungen und Kabeln scheinen alle okay zu sein.
Nach mehreren Diskussionen über Funk beschließen wir gegen 23:00 Uhr schweren Herzens, dass wir nach Barcelona zurück segeln. Ohne Lichtmaschine können wir keinesfalls weiter segeln. Enterprise ist die ganze Zeit in unserer Nähe geblieben und legt Kurs in die entgegengesetzte Richtung.
Es kommt wieder ein wenig Wind auf, wir setzen Segel und ändern unseren Kurs in Richtung Barcelona. Schon bald darauf reffen wir ins erste und gleich darauf ins zweite Reff. Keine Sekunde zu früh. Denn Blitz und Donner kündigen stärken Wind und Regen an. Drei Mal werden wir so richtig geduscht. Zwischen den Gewittern herrscht für 20 Minuten Flaute, dann kommt das nächste Gewitter.
Wir reffen noch einmal.
Aber wir haben Glück im Unglück. Denn aus den letzten Jahren kannten wir nur die totale Flaute rund um Barcelona, dieses Jahr ist deutlich mehr Wind. Wir segeln in Richtung Barcelona, wenn auch nicht direkt nach Port Ginesta.
Um 4 Uhr früh dreht der Wind nochmals. Jetzt können wir direkt zur Marina segeln. Die tiefschwarze Gewitterfront über Barcelona macht uns noch Sorgen, aber mit der aufgehenden Sonne verzieht sie sich in Richtung Norden.
Um 6:30 funken wir die Marina in Port Ginesta an. „Senores, tenemos velas, pero no tenemos un motor. Por favor, pueden remolcarnos.“
Kurz von der Einfahrt in den Hafen kommen uns die Marineros entgegen und ziehen uns zu unserem Liegeplatz. Erschöpft, aber sehr froh, es in vernünftiger Zeit (gemessen an den Flautenerlebnisse der letzten Jahre ÜBERHAUPT in endlicher Zeit) geschafft zu haben, fallen wir in die Betten. Wir brauchen erst einmal Schlaf.