Nachdem das Abendessen (Avocadosalat, Spaghetti Carbonara, Griesschmarrn mit Fruchtsalat; wie gesagt 5* – für jeden etwas) sehr lustig verläuft, wird der Plan verworfen, gegen 21:30 Uhr mit dem Dinghi in den Ort auf einen Drink zu fahren. Es ist viel zu gemütlich auf dem Boot und außerdem hat es gerade zu Tröpfeln begonnen.
Regen?!? Ein Vorzeichen?!?
Der Wind nimmt zu und plötzlich donnern richtige Böen auf uns ein. 22 bis 25 Knoten. An sich keine Sache, aber wir ankern auf Seegras. Zumindest am Anfang noch. Es ist nach 22:30 Uhr. Die Kinder kontrollieren den Anker und kommen besorgt vom Bug zurück. Nicht sicher, ob der Anker hält. 5 Minuten später sind wir sicher, dass er nicht hält. Es bläst uns förmlich davon. Ablandiger Wind in die große Bucht von San Antoni hinein. Alles kein Drama, wenn da nicht zwei Superyachten den Weg ins Freie versperren würden.
Dann geht es ganz schnell. Jeder kennt seine Position. Dietmar startet den Motor. Lukas Decklight, Positionslichter. Kathi mit dem Scheinwerfer und ich laufen zum Bug. Mit dem „Besen“ um die Ankerkette ordentlich in den Ankerkasten zu legen. Wir lösen die Ankerkralle, holen den Anker ein. Flo behält unser Dinghi im Auge, das am Heck befestigt ist. Dietmars Kommandos werden von Lukas, der bei den Wanten steht, an uns weiter gegeben. Wir würden sonst nicht hören. Der Wind verbläst alles. 10 Meter vor der maltesischen Superyacht „Victoria“ haben wir den Anker am Boot. Voller Seegras.
Die Crew der Victoria gönnt sich das Spektakel „erste Reihe fußfrei“. Neben uns hat es ein weiteres Boot losgerissen. Ein belgischer Einhandsegler, der offensichtlich eingeschlafen ist und erst aufgeweckt wird, weil ein beherzter Einheimischer mit dem Motorboot kommt. Ein Glück, dass er deutlich südlicher stand als wir und so ohne Behinderung wegtriften konnte.
Wir haben eine kurze Verschnaufpause, während Dietmar wieder in die Bucht hineinfährt, auf der Suche nach einem neuerlichen Ankerplatz. Kathi und ich nehmen uns die Schwimmwesten. Deutlich besser mit Schwimmweste.
Wieder in der Bucht lassen wir den Anker runter, vermutlich abermals auf Gras. In der Dunkelheit ist trotz des starken Scheinwerfers nicht zu erkennen, ob man gerade einen Sandplatz erwischt. 35 m Kette mit einer kurzen Pause, weil die Ankerwinsch streikt. Unsere erste Vermutung, dass es die Sicherung geworfen hat, ist unrichtig. Dietmar kann die Ankerkette händisch lockern und weiter geht es. Noch ein paar Meter Kette. Und liegen ziemlich nahe an einer weiteren Superyacht – einem Katamaran. Wir schwojen so unterschiedlich und kommen uns dabei gelegentlich sehr nahe. Wir setzen trotzdem die Ankerkralle, weil die Böen die Ankerwinsch zu sehr belasten. Ein weiterer Meter in Richtung Superyacht. Die nächsten 20 Minuten sitzen Lukas, Kathi und ich (mittlerweile mit Jacken und Hosen) am Bug und kontrollieren den Anker. Er hält. Trotzdem schwojen wir nahe an die Superyacht, die nur deswegen keinerlei Notiz von uns nimmt, weil die Franzosen an Bord den Sieg gegen Deutschland feiern. Wir setzen die dicken Kugelfender auf der Steuerbordseite. Für alle Fälle. Es ist Mitternacht. Zu fünft sitzen wir im Cockpit und machen Manövernachbesprechung. Hat super geklappt. Trotzdem ist den Kindern die Anspannung anzumerken. Keiner will ins Bett. Erst gegen 00.30 finden die drei Ruhe. Dietmar und ich halten noch Ankerwache im Cockpit bis 02:30. Dann ist der Wind vorbei. Wir liegen in gutem Abstand zum Katamaran und wagen auch noch ein Schläfchen unter Deck. Ruhig und angenehm warm bis 8 Uhr früh.
Nachträglich gesehen – ein Glück auf das nächtliche Spektakel in Ibiza verzichtet zu haben. Das hiesige Spektakel war aufregend genug.
13/07/2016 um 08:08
Hallo Starship! Da wird man ja nur schon vom Lesen eurer Ankerstory ganz nervös und Erinnerungen an Deshaies 2014 werden wach, als ein ganzes Ankerfeld auf Drift ging. Wir wünschen euch schöne Ferien und „fair winds and following waves“! Liebe Grüsse, Antares