Nach zwei wunderschönen Ankertagen in der Playa Papagaio legen wir am Abend ab.
Ziel ist die westlichste der kanarischen Inseln, La Palma.
Die Überfahrt soll zwei Nächte und einen Tag dauern. Weil wir gemütlich erst am zweiten Tag ankommen wollen, haben wir sogar das dritte Reff im Großsegel und machen angenehme Fahrt – kaum Krängung. Für die Kinder und Traude sicherlich eine gute Entscheidung.
Nach Mitternacht der ersten Nacht kommen zwei Frachter auf uns zu, der eine fährt sicher hinter uns durch, der zweite ist auf Kollisionskurs mit uns. Kurzerhand funken wir ihn an: „Motorvessel Haramuja, this ist Starship, can you read me?“ Ein kurzes Gespräch, wir fragen ihn, ob er uns auf seinem Radar hat und wie er uns passieren wird. Dann ändert der Frachter seinen Kurs ein wenig auf Backbord, sodass wir mit gutem Sicherheitsabstand an seinem Heck vorbeisegeln.
Ein großartiger zweiter Segeltag folgt. Wir bergen Großsegel und Genua und setzen unseren Parasailor. Das bringt 1,5 Kn mehr Speed, aber was noch viel wichtiger ist, das Boot ist total ruhig. Kein Schaukeln, kein Rollen, so ruhig, dass Katharina, Lukas und ich 3 Stunden Jolly im Salon spielen, Brot backen und viel lesen.
Bei der Routinekontrolle fällt Dietmar auf, dass die Reffleine für das dritte Reff, mit dem wir die ganze vergangene Nacht gefahren sind, kurz vorm Reißen ist. Wie konnte das passieren?
Die Reffleine müssen wir sofort tauschen. Wir fädeln die kaputte Leine durch Mast und Baum und ziehen eine neue.
Die zweite Nacht bricht an. Eigentlich wollen wir erstmals versuchen, den Parasailor über Nacht zu fahren, denn mit fast Vollmond wäre es eine gute Gelegenheit. Trotzdem entscheiden wir uns dagegen, bergen bei Sonnenuntergang den Parasailor und setzen nur die Genua. Der Wind kommt von Achtern, da würde das Großsegel kaum zusätzliche Fahrt bringen, aber sehr viel Lärm und Unruhe schaffen.
Es ist gegen 4 Uhr in der Früh. Wieder einmal zeigt unser Plotter, dass ein Frachter mit 19 Kn Fahrt genau auf unserem Kurs ist. Dietmar funkt ihn zwei Mal mit den Handfunkgerät über Kanal 16 an. Ohne Ergebnis. Der Frachter kommt näher. Ich versuche es noch zwei Mal über das fixe VHF-Radio: „Motorvessel Jose Maria Entre Canales, this is Starship, can you read me?“ Nichts. Was sollen wir jetzt tun? Ich überlege schon, auf Kanal 74 zu wechseln, um die Tenerife Trafico zu kontaktieren, da hören wir, wie genau diese Traffic Control von Tenerife den Frachter anfunkt und fragt, warum er auf unsere Anfragen nicht antwortet. Es folgt ein Wortwechsel zwischen beiden, von wegen, dass der Frachter unseren Namen nicht verstanden hätte, etc. Die Traffic Control bestätigt nochmals, dass die Sailingyacht STARSHIP am Funk war, und dass er antworten soll. Wir sind wirklich überrascht über diese unerwartete Hilfe, kontaktieren selbst nochmals die Traffic Control, bedanken uns, und funken dann den Frachter an. Und siehe da, jetzt hört er uns, bestätigt, dass er uns 5 sm vor sich am Radar sieht und ergänzt schließlich, dass wir uns aussuchen dürfen, auf welcher Seite er uns überholen wird. Que bien, Senor. Muchas gracias. Die „Jose Maria Entre Canales“ zieht 15 Minuten später an Backbord an uns vorbei.
Der zweite Tag bricht an. Geografie in der Bordschule.
Buchteln aus der Bordküche.
Und ein schöner Segeltag.
Und am frühen Nachmittag legen wir nach 200 sm in La Palma an.
18/10/2013 um 18:59
Hallo Starshipper,
wir freuen uns, daß es wieder so ruhiges Wetter bei der Fahrt nach La Palma gegeben hat und auch Hilfe von der Traffic Control bekommen habt. Ist schon toll, wie das alles so über Funk funktioniert. Mail wurde an euch abgesandt.
Grüße an die gesamte Crew
Traude und Willi